Den deutschen Rüstungs- und Waffenproduzenten geht es gut. Die Bundesrepublik nimmt seit Jahren einen der Spitzenplätze beim weltweiten Rüstungsexport ein. Mit den Ankündigungen der Verdopplung des Rüstungshaushaltes in den kommenden Jahren – auch für die eigene Armee – braucht sich die Rüstungsindustrie offenbar keine Sorgen um fehlende Aufträge zu machen. Aber wie gehen wir damit um, wenn hierzulande Waffen produziert werden die in alle Konfliktregionen der Welt exportiert werden? Ziehen wir dadurch nicht selbst am Abzug und haben somit Blut an unseren Händen? Was ist mit denen die im Rüstungssektor arbeiten? Wie können Menschen vom Töten leben, indem sie seit vielen Generationen Kriegswaffen herstellen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Dokumentarfilm am Beispiel Oberndorfs.
Die 14.000-Einwohner-Stadt am Ostrand des Schwarzwaldes sieht sich mit einer schleichenden Krise konfrontiert. Das Stadtbild zeigt es: verfallende Häuser, geschlossene Geschäfte. Zwei Drittel der Arbeitsplätze sind in den beiden Rüstungsbetrieben Mauser und Heckler seit den 80er Jahren verloren gegangen. Für manchen Oberndorfer liegt ein Fluch über der Stadt, seit der König von Württemberg 1812 befahl, im ehemaligen Augustinerkloster eine Gewehrfabrik einzurichten.
Der Filmemacher Wolfgang Landgraber wird im Anschluss mit uns und den Gästen diskutieren. Bereits in den 80er Jahren hatte er einen, in Westdeutschland vielbeachteten Film über die Waffenschmiede Heckler & Koch gedreht. Nun setzt er dort an, wo er die Dokumentation damals, auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung, enden ließ. Hat sich seitdem etwas geändert? Im Film werden Mitglieder der damaligen Friedensgruppen, Gewerkschafter und Pfarrer aufgesucht und befragt. Ebenfalls zu Wort kommen Mitarbeiter des Rüstungskonzerns, welcher die weltweit von Militärs und Terroristen gleichermaßen geschätzten Sturmgewehre G3 und G36 hergestellt. Der Film zeigt Kriegsschauplätze im Nahen Osten, in Afrika und auf dem Balkan, wo mit H&K‑Waffen erbittert gekämpft wurde und wird. Viele Millionen Menschen haben durch Mauser- und H&K‑Waffen ihr Leben eingebüßt – durchschnittlich alle 15 Minuten kommt nach Schätzungen von Rüstungsgegnern einer hinzu. Tatsachen, die die meisten in der Waffenindustrie arbeitenden Menschen nicht akzeptieren wollen. Für sie wiegen die friedenserhaltenden Effekte der Rüstungsproduktion gleich schwer.
BRD / 2016 / 90 min / Wolfgang Landgraeber / dt.