Ver_rückt in der Arbeitswelt

Zwischen Tabu und Empowerment: psychische Erkrankung und Arbeit
Wie kann es anders gehen? Psychische Krankheit ist nicht außergewöhnlicher als physische Krankheit, wird aber eher vertuscht, ignoriert oder ausgegrenzt. Über 50% der psychisch Erkrankten verlieren ihre Arbeit, werden „früh-verrentet“, d.h. meist gegen ihren Willen aussortiert. Der Film zeigt mutige Protagonist*innen mit psychischen Krankheiten, Projekte und Aktivist*innen aus verschiedenen Arbeitsbereichen, die andere Wege gehen.
Ob Buchhalterin, Lagerlogistiker, Schlachtermeister, Hotelportier, Auszubildende zur Fahrzeuginnenausstatterin oder Geflüchtete: die Geschichten sind sehr unterschiedlich, aber was sie alle brauchen, ist eine Chance. Die Arbeitsstrukturen und die Gesellschaft sind dabei gefragt, Besonderheiten anzuerkennen und Raum für das Menschliche zu ermöglichen – wie bei allen anderen Erkrankungen oder anderen Bedürfnissen auch.
Die Protagonist*innen im Film sprechen sehr offen und ermutigend über ihre oft schwierigen Erfahrungen. Zum Beispiel ist für einige Psychiatrie-Erfahrene die eigene Krisenbewältigung zu einer Qualifikation geworden: als Genesungsbegleiter*innen können sie anderen Menschen in Krisen zur Seite stehen. Sie arbeiten mit klassischen Professionellen zusammen, in psychiatrischen Einrichtungen oder Beratungsstellen.
In Bremen gibt es im Bereich psychische Erkrankung eine Vernetzung von Projekten, die erfolgreich Menschen in Arbeitsverhältnisse oder für sie passende Strukturen begleiten: der Integrationsfachdienst, Arbeit im Fokus, Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen und nicht zuletzt das AMEOS Klinikum Bremen. Die Blaue Karawane ist aus der Anti-Psychiatrie-Bewegung entstanden und bietet einen offenen Raum für alle, insbesondere sozial benachteiligte Menschen. Der Film ermöglicht einen kleinen Einblick in die Ideen und Vorgehensweisen.
Credits
45 min., cooperativa-film.de, Bremen 2024
von Anne Frisius, Kamera Judith Kreuzberg

