5 Jahre Leben

Stim­men bisher: 

4
(2)

 

Das­sel­be The­ma wie “Rabi­ye Kur­naz gegen Geor­ge W. Bush” – aber aus der Per­spek­ti­ve von Murat Kur­naz in Guantanamo.

Das Schick­sal des 19-jäh­ri­gen Deutsch­tür­ken, der nach dem 11. Sep­tem­ber in Paki­stan fest­ge­nom­men und fünf Jah­re lang im Gefan­ge­nen­la­ger Guan­ta­na­mo fest­ge­hal­ten wird.

Sie han­delt von einem jun­gen Mann deutsch-tür­ki­scher Her­kunft, der nach dem gewalt­sa­men Tod sei­nes Freun­des eine neue Per­spek­ti­ve in sei­nem Leben sucht und die­se im Islam fin­det. Als er nach Paki­stan reist, um sich näher mit dem Glau­ben zu beschäf­ti­gen, wird er – nach dem Ter­ror­an­schlag vom 11. Sep­tem­ber – ver­haf­tet und schließ­lich in das Gefan­ge­nen­la­ger Guan­ta­na­mo gebracht. Erst nach fünf Jah­ren, in denen man ihm auch in aus­gie­bi­gen Ver­hö­ren kei­ne Ver­bin­dun­gen zum isla­mis­ti­schen Ter­ro­ris­mus nach­wei­sen kann, wird er frei­ge­las­sen. Dies ist die Geschich­te von Murat Kur­naz, die nicht nur in Deutsch­land für Schlag­zei­len sorg­te, nicht zuletzt im Zusam­men­hang mit einem Unter­su­chungs­aus­schuss des Bun­des­ta­ges, der die Fra­ge beant­wor­ten soll­te, ob die dama­li­ge Bun­des­re­gie­rung wirk­lich etwas unter­nom­men hat, die­sen deut­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen aus ame­ri­ka­ni­scher Haft frei­zu­be­kom­men. Die­se Geschich­te ist ange­tan, Empö­rung her­vor­zu­ru­fen, könn­te also den Stoff für einen hoch­emo­tio­na­len Film jener Art lie­fern, wie sie uns die Pro­duk­ti­ons­fir­ma Team­worx schon oft genug als »Events« im Fern­se­hen prä­sen­tiert hat. Glück­li­cher­wei­se ist 5 Jah­re Leben ganz anders geworden.

Der Film beschränkt sich auf die ers­ten zwei Jah­re von Kur­naz’ Zeit in Guan­ta­na­mo und ver­dich­tet sie auf die Ver­hö­re durch einen ein­zi­gen Mann. Es ist gera­de­zu ein klas­si­sches Psy­cho­du­ell, das Kur­naz und der ame­ri­ka­ni­sche Ver­hör­spe­zia­list Gail Hol­ford hier aus­fech­ten. Wo Hol­ford die gan­ze Palet­te von ver­ständ­nis­voll über mani­pu­la­tiv bis hin zu direk­ten Dro­hun­gen auf­bie­tet, hat Kur­naz dem nur das Gefühl sei­ner Unschuld und den dar­aus resul­tie­ren­den Über­le­bens­wil­len ent­ge­gen­zu­set­zen. Kur­naz’ Zel­le, zunächst ein  Git­ter­ver­schlag, der ihm Gesprä­che mit wech­seln­den Zel­len­nach­barn erlaubt (die zum Teil auch auf ihn ange­setzt sind), wird spä­ter in der Iso­la­ti­ons­haft durch eine mit geka­chel­tem wei­ßem Boden und drei eben­sol­chen Wän­den ersetzt, wo er durch die durch­sich­ti­ge vier­te Wand vom Wach­per­so­nal beob­ach­tet wird – gele­gent­lich mit laut auf­ge­dreh­ter Musik beschallt, per­ma­nen­tem Neon­licht oder wech­seln­den Käl­te- und Hit­ze­strö­men ausgesetzt.

Ein­ge­scho­be­ne Rück­blen­den zei­gen Kur­naz zu sei­ner Zeit in Bre­men, die Ermor­dung sei­nes Freun­des und sei­nen dar­auf fol­gen­den Sin­nes­wan­del, die Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit sei­ner Cli­que und sei­nen Eltern und sei­ne Kon­tak­te zu Serd­al, von dem spä­ter Hol­ford behaup­ten wird, er sei ein Ter­ro­rist, der Murat rekru­tie­ren soll­te. Ob das wahr, eine Teil­wahr­heit oder aber pure Erfin­dung ist, lässt der Film offen, wie so man­ches ande­re. Der Film endet mit der Ent­las­sung von Kur­naz und dem ein­ge­blen­de­ten Schrift­zug, dass kei­ne der ihm zur Last geleg­ten Anschul­di­gun­gen bewie­sen wer­den konn­te. Dann sieht man noch den ech­ten Kur­naz (voll­bär­tig) bei »Beck­mann« und, in der aller­letz­ten Ein­stel­lung, in einem Home­mo­vie bei sei­ner Hoch­zeit (bart­los).

Die­ses letz­te Bild signa­li­siert eine gro­ße Nähe zum Prot­ago­nis­ten. Dass den­noch die Emo­tio­nen eher her­un­ter­ge­spielt wer­den, macht die Qua­li­tät von 5 Jah­re Leben aus. Sie­ben Jah­re nach Kur­naz’ Frei­las­sung ist Guan­ta­na­mo übri­gens noch immer nicht geschlos­sen. © 01.05.2013 Frank Arnold / epd

Willst Du die­sen Film sehen? 

Kli­cke auf die Ster­ne um zu bewerten! 

Durch­schnitt­li­che Bewer­tung 4 / 5. Anzahl Bewer­tun­gen: 2

Bis­her kei­ne Bewer­tun­gen! Sei der Ers­te, der die­sen Bei­trag bewertet. 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert